Adipositas und Depression

„Adipositas liegt nicht in der Schuld des Einzelnen, genauso wie Depression nicht in der Schuld des Einzelnen liegt“, sagt Dr. Sharmili Edwin Thanarajah.

Ernährung, Insulinresistenz und psychische Gesundheit

Dass zwischen Adipositas und Depression ein Zusammenhang besteht, ist seit rund 30 Jahren aus großen epidemiologischen Studien bekannt, berichtete die Neurologin Dr. Sharmili Edwin Thanarajah auf einer Pressekonferenz. Welche Mechanismen dahinter stecken und mit welchen Hebeln sich ansetzen lässt, um das zu ändern.

Thanarajah forscht an der Uni Frankfurt zu den Zusammenhängen zwischen Gehirn und Stoffwechsel. Diese sind demnach enorm: Depressive Erkrankungen, kognitive Defizite sowie demenzielle Erkrankungen seien ganz klar mit Adipositas assoziiert.

Langzeitstudien haben gezeigt:

  • Besonders Adipositas im mittleren Lebensalter (35 – 50 Jahre) zeigt einen Zusammenhang mit demenziellen Erkrankungen im höheren Lebensalter.
  • Aber: Ein höheres Körpergewicht im späteren Lebensalter wird als eher protektiv beschrieben.
  • Bei Adipositas ist das Risiko um das 2-Fache erhöht, eine Depression zu entwickeln.
  • Umgekehrt haben Patient*innen mit Depression ein erhöhtes Risiko für Adipositas. 
Adipositas liegt nicht in der Schuld des Einzelnen

Die Forschung hat Mechanismen aufgedeckt, die eine Adipositas begünstigen:

  • Hormone: Es ist bekannt, dass Hormone aus dem Fettgewebe auf das Gehirn einwirken.
  • Entzündungen: Adipositas ist mit niedriggradigen chronischen Entzündungen assoziiert, die zu Entzündungen im Gehirn führen können. Die Folgen können Depression und kognitive Defizite sein bis hin zu einem Zellabbau im Gehirn. Zudem führt ein bei Adipositas verändertes Darmmikrobiom zu erhöhter Entzündungsbereitschaft.
  • Genetik: Eine bestehende genetische Prädisposition kann das Risiko für eine Adipositas erhöhen.
  • Verhalten: Sowohl Adipositas als auch Depression werden sozial stark stigmatisiert. Das führt häufig zu sozialer Isolation und schlechtem Gesundheitsverhalten. 
  • Industriell verarbeitete Nahrungsmittel: Die Forschung hat gezeigt, dass hochverarbeitete Nahrungsmittel direkt auf das Gehirn wirken. Und: Der häufige Verzehr verarbeiteter Nahrungsmittel im mittleren Lebensalter ist häufiger mit Depression assoziiert. Ein gut belegter Zusammenhang zwischen häufigem Verzehr und metabolischen bzw. psychischen Erkrankungen besteht bei Süßgetränken.
Die gute Nachricht: Möglichkeiten zur Veränderung

„Adipositas liegt nicht in der Schuld des Einzelnen, genauso wie Depression nicht in der Schuld des Einzelnen liegt“, sagt Thanarajah. Die Hebel, an denen man ansetzen muss, sind bekannt. Als die wichtigsten nennt die Neurologin:

  • Prävention vor Therapie
  • Aufklärung über die Zusammenhänge, damit Symptome frühzeitig erkannt und behandelt werden können.
  • Aufklärung in der Schwangerschaft, da bereits im Mutterleib und der frühen Kindheit wichtige Prägungen stattfinden.
  • Sport ist eine schon lange gut belegte, wirksame Maßnahme für psychische Gesundheit. Die WHO empfiehlt 30 Minuten täglich.
  • Veränderung des Ernährungsverhaltens.
  • Veränderung der Ernährungsumgebungen hin zu gesunden Ernährungsumgebungen.
  • Zuckersteuer.
Ernährung und Lebensstil

Adipositas ist oft mit Insulinresistenz und weiteren Faktoren des metabolischen Syndroms verbunden. Die Erkrankung geht mit chronisch erhöhten Entzündungswerten, oxidativem Stress und veränderten hormonellen Signalwegen einher. 

Ernährungsfaktoren sind dabei zentral:

  • Ein hoher Konsum von raffinierten Kohlenhydraten, gesättigten Fetten und industriell verarbeiteten Lebensmitteln begünstigt Übergewicht sowie subklinische Entzündungen, die mit Veränderungen im Gehirn einhergehen können.
  • Hinweise aus Studien legen nahe, dass dauerhaft erhöhte Blutzuckerspiegel und eine gestörte Insulin-Signalübertragung in stressrelevanten Hirnregionen das Risiko für depressive Symptome und Angsterkrankungen erhöhen.

Interventionsstudien zeigen jedoch:

  • Veränderungen des Lebensstils, insbesondere eine ausgeglichene Ernährung, können zu einer Verringerung von Übergewicht und einer Verbesserung der metabolischen Gesundheit führen.
  • Depressive Symptome lassen sich häufig abmildern, wenn eine solche Ernährungsumstellung mit regelmäßiger körperlicher Aktivität kombiniert wird.
  • Diese Maßnahmen helfen nicht nur, Übergewicht und Insulinresistenz zu reduzieren, sondern können auch Entzündungen hemmen und die Stimmung positiv beeinflussen.
Hintergrund: Depression und Adipositas

Depression und Adipositas gehören zu den größten Herausforderungen für die öffentliche Gesundheit.

Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) leiden weltweit mehr als 280 Millionen Menschen an Depression. Das macht sie zu einer der wichtigsten Ursachen für Beeinträchtigungen in allen Altersgruppen. Zugleich nimmt die Zahl übergewichtiger und adipöser Menschen seit Jahrzehnten stark zu und hat sich seit 1975 nahezu verdreifacht. Im Jahr 2016 waren davon etwa 650 Millionen Erwachsene betroffen.

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Verena Bastian

Verena Bastian ist staatliche geprüfte Heilpraktikerin seit 2014. Davor studierte Sie Betriebswirtschaftslehre und arbeitete danach mehrere Jahre in der Finanzabteilung eines großen Baustoffkonzerns. Durch eine Autoimmunerkrankung im Familienkreis kam sie 2008 zur Naturheilkunde und ist seit 2014 als Heilpraktikerin in eigener Praxis tätig. Ihre Praxisschwerpunkte sind die Diagnostik und Therapie von immunologischen Erkrankungen, Frauenheilkunde, Präventionsmedizin und Traumaintegration.

Eine intensive Ausbildungszeit und der ständige Drang nach Weiterbildung haben ihren Weg bis hierhin begleitet. Viele Seminare, Weiterbildungen und wundervolle Lehrer:innen ebneten den Weg für eine eigene Praxis.

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