nichtalkoholische Fettleber

Nichtalkoholische Fettleber (NAFLD) – Übergewicht, Bewegungsmangel und höheres Alter tragen zur steigenden Prävalenz bei. Die Stadien der nichtalkoholischen Fettlebererkrankung reichen dabei von der einfachen Steatose mit Fettakkumulation (NAFL) über die Steatose mit Entzündung (NASH) zur NASH-Fibrose/Zirrhose und der NASH-assoziierten Karzinogenese (meist hepatozelluläre Karzinome, selten auch Gallengangskarzinome).

In Deutschland gehen Schätzungen von ca. 23 % NAFLD-Patienten aus. Über 2 Millionen Menschen leiden an einer NASH (4 % der Bevölkerung) und ca. 1 % der Bundesbürger an einer NASH-Zirrhose.
Eine fortgeschrittene NASH-Fibrose stellt das größte Risiko für Morbidität und Mortalität dar. Wenngleich ernährungsbedingte Ursachen für die NAFLD am häufigsten sind, ist das differenzialdiagnostische Spektrum möglicher Ätiologien einer Fettleber breit gefächert und muss vorab berücksichtigt werden.

Differenzialdiagnosen der nichtalkoholischen Fettleber
  • ernährungsbedingte Störungen: Adipositas, Typ-2-Diabetes, Hungern, bariatrische Operationen
  • schwangerschaftsassoziierte Erkrankungen
  • Medikamente: z. B. Amiodarone, Methotrexat, Tetrazykline, Tamoxifen u. a.
  • endokrine Erkrankungen: Hypothyreose, Menopause, PCO-Syndrom
  • chronische Hepatitis-C-Infektion, insbesondere Genotyp 3
  • genetische Erkrankungen: z. B. familiäre
  • Hyperlipidämie, Morbus Wilson etc.
  • Umweltfaktoren, Toxine und Gifte: z. B. Alkohol
Optimierung der Energiebilanz

Die Kombination von hypokalorischer Ernährung mit aerobem bzw. isometrischem Training wirkt synergistisch und verstärkt die Verbesserung von Steatose und entzündlicher Aktivität im Lebergewebe. Deshalb sollten NAFLD-Patienten wöchentlich 3 Stunden aerobes Training von moderater bis mittlerer Intensität praktizieren. Nach 16 Wochen hypokalorischer Ernährung und aerobem Training hatten übergewichtige bzw. adipöse Patienten mit Leberzirrhose signifikant an Gewicht abgenommen und auch der Pfortaderhochdruck hatte sich verbessert.

Bei Veränderung der Energiebilanz entweder durch die alleinige hypokalorische Ernährung oder eine Kombination von weniger restriktiver Ernährung und körperlichem Training erzielten die Teilnehmer einer systematischen Studie jeweils den gleichen Gewichtsverlust (minus 10 %) und die gleiche Verbesserung von Leberwerten, Leberfett und Insulinsensitivität. Beide Interventionen sind auch für sich allein wirksam, wenn die jeweils andere Variable – Gewicht oder körperliche Aktivität – konstant gehalten wird. So führte aerobes Training ohne Änderung des Körpergewichts zu einer Abnahme des hepatischen Fettgehalts, ebenso wie die Gewichtsreduktion unter einer hypokalorischen Low-Carb- oder Low-Fat-Ernährung unter Beibehaltung des inaktiven Lebensstils.

Bislang konnte in Studien kein Vorteil für eine spezifische Zusammensetzung der Makronährstoffe Fett oder Kohlenhydrate bei einer hypokalorischen Diät hinsichtlich einer Gewichtsreduktion, Besserung von Transaminasen oder histologischen Veränderungen einer NAFLD gezeigt werden.

Fruktosekonsum nicht entscheidend für die nichtalkoholische Fettleber

Die in den letzten Dekaden rasant steigende Adipositasprävalenz wurde mit dem steigenden Konsum von Fruktose und fruktosehaltigem Maissirup in prozessierten Lebensmitteln und Getränken in Verbindung gebracht. Metaanalysen zeigten jedoch nicht, dass Fruktosekonsum im Rahmen einer normokalorischen Ernährung die Ausbildung oder den Progress einer NAFLD begünstigt. In einer doppelblinden Studie bei Übergewichtigen war die übermäßige Kalorienzufuhr, nicht aber Fruktose gegenüber isokalorischen Mengen von Glukose, mit einer Erhöhung von hepatischem Fettgehalt und Transaminasen assoziiert.

Mediterrane Ernährung von Vorteil

Die Ergebnisse von interventionellen und von Beobachtungsstudien legen nahe, dass eine mediterrane Ernährung (ME) günstige Auswirkungen auf Körpergewicht und Insulinsensitivität sowie die hepatische Verfettung hat. Zur präventiven Wirksamkeit der ME bezüglich des Auftretens einer NAFLD ist die Datenlage jedoch weniger klar. Die Framingham-Studie zeigte ein reduziertes Risiko für eine NAFLD-Neuerkrankung bei Menschen mit hoher Adhärenz an eine ME. Hier war eine (wie die ME) qualitativ hochwertige Ernährung insbesondere bei Vorliegen genetischer Risikofaktoren wirksam.

Eine Studie aus Griechenland fand keine Assoziation zwischen ME-Adhärenz und dem Vorliegen einer NAFLD, wohl aber eine negative Korrelation zwischen ME-Adhärenz einerseits und Insulinresistenz, Transaminasen, Lebersteifigkeit sowie histologisch diagnostizierter Steatose und Fibrose andererseits.
Mediterrane Ernährung senkt das Risiko für Herz- Kreislauf-Erkrankungen und T2D-Neuerkrankung, bei denen Adipositas und Insulinresistenz als ätiologische Faktoren ebenfalls eine Rolle.

Prävention der nichtalkoholische Fettleber

Präventive Maßnahmen sind der Schlüssel zur Lösung des Problems der NAFLD bei Kindern und Erwachsenen. Adipositas lässt sich bereits früh durch die Förderung einer gesunden Ernährung, regelmäßiger körperlicher Aktivität und einer Änderung des Lebensstils verhindern. Betroffene und Gefährdete sollten ermutigt werden, sich an Schul- und Sportprogrammen zu beteiligen, die den Ernährungszustand und die körperliche Aktivität verbessern.

Bereits eine 6-monatige Lebensstilintervention mit Diät und regelmäßiger sportlicher Aktivität verbessert die funktionelle Fitness bei Patienten mittleren Alters mit NAFLD und metabolischem Syndrom. Auch die aerobe Kapazität verbessert sich durch z. B. eine mediterrane Diät und regelmäßige Trainingseinheiten. Diese Basismaßnahmen sollten NAFLD-Patienten unabhängig von anderen medikamentösen oder interventionellen Maßnahmen angeboten werden.

Lesen Sie den ganzen Artikel in der E&M 04.2022

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Verena Bastian

Verena Bastian ist staatliche geprüfte Heilpraktikerin seit 2014. Davor studierte Sie Betriebswirtschaftslehre und arbeitete danach mehrere Jahre in der Finanzabteilung eines großen Baustoffkonzerns. Durch eine Autoimmunerkrankung im Familienkreis kam sie 2008 zur Naturheilkunde und ist seit 2014 als Heilpraktikerin in eigener Praxis tätig. Ihre Praxisschwerpunkte sind die Diagnostik und Therapie von immunologischen Erkrankungen, Frauenheilkunde, Präventionsmedizin und Traumaintegration.

Eine intensive Ausbildungszeit und der ständige Drang nach Weiterbildung haben ihren Weg bis hierhin begleitet. Viele Seminare, Weiterbildungen und wundervolle Lehrer:innen ebneten den Weg für eine eigene Praxis.

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