Kopfschmerzen aus Sicht der TCM

Kopfschmerzen gehören neben Knie- und Rückenschmerzen zu den häufigsten Akupunkturindikationen in der täglichen Praxis. Zusätzlich zur unabdingbaren schulmedizinischen westlichen Abklärung kann eine Diagnostik gem. der TCM (Traditionelle Chinesische Medizin) weitere Hinweise geben.

Bedeutung und Ursachen von Schmerz in der TCM

In der TCM gilt, dass dort, wo Schmerz auftritt, eine Stagnation der Zirkulation von Qi und/oder Blut-Xue vorliegt. Das trifft auch für Kopfschmerzen zu. Eine Behandlung von Schmerzen beinhaltet somit als ein vorrangiges Therapieprinzip die Wiederherstellung der freien Zirkulation von Qi und Blut-Xue mit Akupunktur, aber auch anderen Verfahren der TCM wie Moxa, Schröpfen, Mikroaderlass, Gua Sha (Schaben), Tuina, Qi Gong und Phytotherapie.

Die symptomatische Auflösung von Stagnationen und Stasen führt oft zu kurzfristigen Verbesserungen, beseitigt jedoch häufig nicht die Ursache, die zur Stagnation führt. Die Folge sind rezidivierende Verläufe.

Leitbahnversorgung des Kopfs

In der TCM wird der Kopf mit dem Himmel verglichen. Er repräsentiert somit das Yang mit seinen Attributen wie Oben, Außen und Wärme. Man bezeichnet ihn auch als den Palast des Yang. Er besitzt so viel Yang, dass man den Kopf im Allgemeinen nachts, im Gegensatz zum restlichen Körper, nicht zudecken muss, um ihn vor Kälte zu schützen. Er ist der Ort des größten Energiepotenzials in der Leitbahnzirkulation. Keine andere Körperregion hat eine so vielfältige und dichte Leitbahnversorgung wie der Kopf.

Weitere Differenzierung von Kopfschmerzen

In der TCM unterscheidet man zwischen der „Wurzel“ Ben einer Erkrankung und ihrem „Zweig“ Biao. Mit Biao meint man die symptomatische Manifestation und Ben benennt die Ursache. Wenn man z. B. einen Shao-Yang-Kopfschmerz bei einer Leber-Qi-Stagnation diagnostiziert, ist die Schmerzmanifestation im Shao Yang der Zweig und das Leber-Syndrom die Wurzel. Mit den vorgestellten Therapieansätzen behandelt man primär Biao. Nur wenn die aufgrund der Schmerzlokalisation ausgewählten Punkte zufällig auch das ursächliche Syndrom ansprechen, wird Ben berücksichtigt.

Stagnation von Qi und/oder Blut-Xue

Der vermutlich häufigste Pathomechanismus bei Kopfschmerzen im klinischen Alltag ist die Leber-Qi-Stagnation. Sie kann für jeden der 4 Kopfschmerztypen verantwortlich sein, hat jedoch eine Präferenz für den temporalen und frontalen Kopfschmerz. Er kann ein- oder beidseitig auftreten und auch den ganzen Kopf betreffen. Mögliche schulmedizinische Diagnosen umfassen Migräne, Spannungskopfschmerz, Kopfschmerzen bei Hypertonie oder den prämenstruellen Kopfschmerz. Der Kopfschmerz ist oft mit emotionalen Belastungen oder Stress assoziiert, kann aber auch in Entspannungsphasen wie an Wochenenden gehäuft auftreten. Weitere Symptome bei Leber-Qi-Stagnation sind u. a. Reizbarkeit, Launenhaftigkeit oder depressive Verstimmtheit, nächtliches Zähneknirschen, Dysmenorrhö (schmerzhafte Menstruation), abdominales Völle- oder Spannungsgefühl.

Bei einer chronischen Leber-Qi-Stagnation mit rezidivierend auftretenden Kopfschmerzen ist Akupunktur für eine dauerhafte Besserung meist nicht ausreichend. Die Leber-Qi-Stagnation ist oft eine Folge der persönlichen Lebensumstände und Gewohnheitsmuster. Sie hat viel mit der Wahrnehmung und Interpretation der Welt und der Art der Stress- und Konfliktbewältigung zu tun. In diesen Fällen ist die aktive Mitarbeit des Patienten, in manchen Fällen unter begleitender Psychotherapie, erforderlich.

Studie zu Akupunktur bei chronischen Kopfschmerzen aus dem Ärtzeblatt

Verena Bastian

Verena Bastian

Verena Bastian ist staatliche geprüfte Heilpraktikerin seit 2014. Davor studierte Sie Betriebswirtschaftslehre und arbeitete danach mehrere Jahre in der Finanzabteilung eines großen Baustoffkonzerns. Durch eine Autoimmunerkrankung im Familienkreis kam sie 2008 zur Naturheilkunde und ist seit 2014 als Heilpraktikerin in eigener Praxis tätig. Ihre Praxisschwerpunkte sind die Diagnostik und Therapie von immunologischen Erkrankungen, Frauenheilkunde, Präventionsmedizin und Traumaintegration.

Eine intensive Ausbildungszeit und der ständige Drang nach Weiterbildung haben ihren Weg bis hierhin begleitet. Viele Seminare, Weiterbildungen und wundervolle Lehrer:innen ebneten den Weg für eine eigene Praxis.

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